Startgelände des GP Bern/Grand-Prix von Bern mit Tausenden von Läufern, die auf ihren Start warten
(Photo: swiss-image.ch)

Ein Volk von Läufern

200’000 Sportlerinnen und Sportler werden alleine mit den zehn grössten Schweizer Laufevents bewegt. Der grösste nationale Volkslauf ist mit über 44’164 Finishern die Escalade in Genf. Die Gesamtteilnehmerzahlen nehmen aber auch andernorts zu.

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Escalade vor GP Bern vor 20 km de Lausanne: Bei den Podestplätzen der „Grössten Schweizer Volksläufe“ hat sich in den letzten Jahren nichts geändert. Die Gesamt-Finisherzahlen haben aber noch einmal neue Dimensionen erreicht. Die Escalade knackte erstmals die 40’000er-Marke, der GP Bern als zweitgrösster Lauf die 30’000er-Grenze, und bei der Nummer 3, den 20 km de Lausanne, liefen 24’248 Finisher über die Ziellinie. Die Läufe auf den Rängen 3 bis 10 bewegen zwischen 11’000 und 20’000 Finisher.

Vergleicht man die Zahlen 2014 und 2017, fällt Folgendes auf: Aus den Top Ten von 2014 sind ausser dem Greifenseelauf (2017 die Nummer 11 im Ranking mit insgesamt 11’441 Finishern) noch alle auch weiterhin in den Top Ten vorhanden. Neu anstelle des Greifenseelaufs wieder in die Top Ten vorgerückt ist der Murtenlauf (Nummer 10 mit 12’354 Finishern), der damit eine lange Durststrecke überwunden hat. Als er 1933 zum ersten Mal durchgeführt wurde, war er in der Schweiz ein absoluter Pionier und allein auf weiter Flur. Bereits 1985 verzeichnete der Murtenlauf – als damals unangefochten grösster Schweizer Laufsportanlass – stolze 13‘849 Teilnehmer und wurde regelmässig live im Fernsehen übertragen. Ende der Neunzigerjahre allerdings brachen die Teilnehmerzahlen massiv ein, bevor sie im letzten Jahrzehnt wieder einen kontinuierlichen Aufwärtstrend zeigen.

Überall höhere Gesamtzahlen

Ebenfalls erwähnenswert ist der Genève Marathon, der 2014 mit 12’099 Finishern noch den 10. Platz in der nationalen Rangliste belegte, heute aber zum bereits fünftgrössten nationalen Anlass (14’826 Finisher) gewachsen ist. Das grösste Wachstum im Vierjahreszyklus verzeichnete das Welschland. Branchen-Primus Escalade führt mit 27% Wachstum, gefolgt vom Genève Marathon mit 20 Prozent und den 20 km de Lausanne mit 18,5%. Etwas Federn lassen musste der Frauenlauf, der 2014 mit 13’473 Finisherinnen noch der fünftgrösste Schweizer Lauf war, 2017 aber mit 12’593 Finisherinnen auf Rang 9 abrutschte.

Die Gesamtzahlen gilt es allerdings ein bisschen zu interpretieren. Ein Gesamtwachstum ist nicht daher zustande gekommen, weil in den einzelnen Kategorien wesentlich mehr Läuferinnen und Läufer unterwegs sind, sondern weil zusätzlich neue Kategorien geschaffen wurden und damit insgesamt noch mehr Menschen angesprochen werden können. Bei den „anstrengenden“ Kategorien wie Marathon, Halbmarathon oder auch 10 Meilen ist das obere Limit der Teilnehmenden seit Jahren erreicht, diese Kategorien verzeichnen kein Wachstum mehr. Zusätzliche Läufer können bei diesen Events in erster Linie mit Unterdistanzen und neuen Zielgruppen angesprochen werden.

20’000 Läufer an den Top Ten

Die Masse, die bei Läufen unterwegs sind, ist beachtlich, die Schweiz ist ein Volk von Läufern. Mit den grössten zehn Schweizer Läufen alleine lassen sich insgesamt 200’000 Menschen bewegen (nicht von dieser Zahl abgezogen sind Mehrfachteilnehmer). Eine beachtliche Zahl, vor allem wenn man bedenkt, dass schweizweit insgesamt rund 550 Laufanlässe durchgeführt werden. Über alle Events sind geschätzt gegen eine halbe Million Sportlerinnen und Sportler laufend unterwegs.

Und welche Altersklasse ist die Hauptzielgruppe, die mit den Läufen angesprochen wird? Die Grafik „Altersverteilung“ (beinhaltet alle Datasport-Läufe zwischen 2014-2017) zeigt es: Der grosse „Renner“ sind die Kinderkategorien bis etwa 11 Jahren, dann kommt es zu einer „Pubertätsdelle“ zwischen 12 und 20, bevor die Teilnehmerzahlen der nachfolgenden Altersgruppen langsam wieder ansteigen. Die teilnehmerstärkste Kategorie bei den Erwachsenen rekrutiert sich aus der Altersgruppe 35-45-jährig. Ab dem 45ten Lebensjahr sinken die Teilnehmerzahlen in den einzelnen Altersgruppen wieder kontinuierlich ab.

Sinkende Treue

Wo früher in gewissen Regionen einzelne Anlässe quasi Monopol-Status hatten, ist heute eine unglaubliche Vielzahl von attraktiven Laufevents etabliert. Regelmässige Läuferinnen und Läufer haben die Qual der Wahl und ziehen von einem Anlass zum nächsten, sie wollen neue Gebiete und neue Strecken kennenlernen. Eine grosse Herausforderung, denen die Läufe gegenüberstehen, ist es daher, die Teilnehmer an ihren Event binden zu können. Dem GP Bern, dem Luzerner Stadtlauf und der Escalade gelingt dies am besten, doch dass es nicht so einfach ist, zeigt die Auswertung der Zahlen einiger bekannter Läufe (vgl. Tabelle unten). Die treusten Seelen sind beim GP Bern unterwegs, knapp 20% der Teilnehmer haben von 2014-2017 alle vier Events bestritten. Demgegenüber stehen 40%-60% Neulinge, die bei einem durchschnittlichen Laufevent normalerweise erstmals an dessen Startlinie stehen, eine überraschend hohe Zahl.

Dass es sich bei den Läufen mit den treusten Teilnehmern allesamt um Läufe in Städten handelt, ist kaum zufällig. Durch die leichte Erreichbarkeit beansprucht eine Teilnehme relativ wenig Zeitaufwand. Kommt dazu, dass Stadtläufe von den meisten Teilnehmern mehr oder weniger „im Vorbeilaufen“ vorbereitet werden können und nicht wie ein Halbmarathon oder ein Marathon die Hauptziele eines Laufjahres darstellen. Anspruchsvollen Läufen und solchen mit weiten Anfahrtswegen fällt es daher wesentlich schwerer, ihre Teilnehmer zu Mehrfachstarts locken zu können.

Die Top Ten 2017:

  1. Escalade Genf 44’164 (Vergleich 2014: 32’156; 1. Rang)
  2. Grand Prix von Bern 30’225 (28’835; 2.)
  3. 20 km de Lausanne 24’248 (19’762; 3.)
  4. Silvesterlauf Zürich 19’196 (18’620; 4.)
  5. Genève Marathon 14’826 (12’099; 10.)
  6. Luzerner Stadtlauf 14’267 (13’137; 6.)
  7. Sola Stafette 14’059 (12’278; 8.)
  8. Lausanne Marathon 12’815 (12’848; 7.)
  9. Schweizer Frauenlauf 12’593 (13’473; 5.)
  10. Murtenlauf 12’354 (10’761; 11.)

 

Wer nimmt an Laufevents teil?
(Daten/Visualisierung von Zürcher Sozialforschungsbüro Grünenfelder Zumbach)

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