Anita Born (Photo: AlphaPhoto)
Anita Born (Photo: AlphaPhoto)

Durch Marathon-Debüt Lauffreude wiederentdeckt

Die Marathon-Distanz fasziniert und motiviert Läuferinnen und Läufer auf der ganzen Welt. 42,195 km erfolgreich zu absolvieren, das ist eine Herausforderung für Runner jeglichen Levels. Jede Vorbereitung auf dieses grosse Ziel hat seine eigene spannende Geschichte – besonders wenn es das Marathon-Debüt ist. Anita Born aus Basel hat uns ihre erzählt.

Das Angebot an Laufveranstaltungen in der Schweiz ist gross und vielfältig. Nahezu jede Woche haben die Läuferinnen und Läufer die Möglichkeit, an einem Rennen teilzunehmen – sei dies auf der Strasse oder auf den Trails. Mehrere dieser Runningevents bieten die Möglichkeit, die Marathondistanz – die Königsdisziplin im Strassenlauf – zu absolvieren. So auch der Swiss City Marathon – Lucerne, wo Anita Born ihr Debüt gab.

Gedankenanstoss der Kollegin
Es ist Juni dieses Jahres. «Ich überlege mir, einen Marathon zu laufen. Du bist doch eine Läuferin?», fragt Anita Borns Kollegin. Als Ausgleich zum Studium hat Anita mit dem Laufen begonnen und an Veranstaltungen wie dem Frauenlauf und dem Basler Stadtlauf teilgenommen. In den letzten Jahren allerdings hat sie den Rhythmus verloren und schnürte nur noch einmal pro Monat die Laufschuhe.

Obwohl sie zuerst noch zögerlich ist und sich nicht mehr unbedingt als Läuferin sieht, geht ihr der Gedanke «Marathon» nicht mehr aus dem Kopf. Nach einer einmonatigen Testphase, um herauszufinden, ob der Körper der fünf bis sechs mal pro Woche trainierenden Crossfiterin das Lauftraining mitmacht, ist der Entschluss gefasst: Im August meldet sie sich für ihren ersten Marathon in Luzern an. Wieso genau dieses Rennen? «Ich habe schon sehr viele positive
Berichte von der Veranstaltung in Luzern gehört, die Anreise mit dem Zug ist sehr gemütlich und die Strecke wunderschön», erklärt sie.

Mit Podcasts durch die Longruns
Ohne ihre Kollegin, deren Gedanken an einen möglichen Marathon schnell wieder verflogen waren, startet sie ins Aufbautraining. Neben den Crossfit-Workouts stehen 1-2 Laufeinheiten pro Woche auf dem Programm. «Ich habe den Fokus vor allem auf die langen Läufe am Wochenende gelegt», erklärt Anita. Von 8 Kilometern zum Zwischenziel «Halbmarathon» und bis hin zum längsten Longrun über 35 km steigert sie die Distanz stetig. «Ab Mitte September war ich eigentlich bereit und hatte etwas Mühe, die Motivation fürs Training bis zum Schluss aufrechtzuerhalten.» Als Unterhaltung auf den mehrstündigen Trainingsläufen, die sie allesamt alleine absolviert, hat sie einen steten Begleiter im Ohr: Den Kopfhörer mit den Lieblingspodcasts.
«Ich habe mir viel Wissen zum Marathontraining gleich während dem Training über verschiedene Laufpodcasts angeeignet und mir meine Lieblingsfolgen immer für den Longrun aufgespart.»

Getragen von den Fans
Nach viermonatiger Vorbereitung ist es endlich so weit: Um 8:38 Uhr fällt in Luzern nahe des Verkehrshauses der Startschuss ins Marathon-Abenteuer. Bereits beim Einreihen im Startblock sei die Atmosphäre einzigartig gewesen, «die Pacemaker haben schon richtig Stimmung gemacht». Anders als im Training geht Anita ohne Ablenkung durch Kopfhörer ins Rennen, will sie doch uneingeschränkt wahrnehmen und geniessen, was um sie herum geschieht. «Die Strecke war wunderschön, die Zuschauerinnen und Zuschauer am Strassenrand sowie die verschiedenen Musikgruppen extrem motivierend», schwärmt Anita. Der aus der Trainingserfahrung erwartete Leistungseinbruch nach 25 km bleibt aus. «Die tolle Rennatmosphäre mit all den verschiedenen Eindrücken sorgte dafür, dass ich während des Rennens nie ein wirkliches Tief hatte.»

Zum Ziel hatte sie sich gesetzt, den Marathon ohne grössere körperliche Beschwerden zu finishen, eine Zeit unter 4:30 Stunden wäre dabei das Tüpfchen auf dem i. Nach 4:00:16 überquert Anita überglücklich die Ziellinie im Verkehrshaus. «Eine riesige Freude und Erleichterung, es geschafft zu haben» verspürt sie beim Einlauf auf dem rot-gelben Teppich. «Der Marathon war ein Projekt, das ich für mich persönlich angegangen bin, und auf welches ich diszipliniert über Monate hingearbeitet habe. Die letzten Meter waren Genuss und wunderbarer Lohn für die lange Vorbereitung.»

London, Berlin oder wieder Luzern
Und nun? Ist das Projekt «Marathon» abgeschlossen oder hat Anita das Lauffieber gepackt? «Ich habe durch die Marathonvorbereitung definitiv die Freude am Laufen wiederentdeckt und möchte diesen Schwung mitnehmen, das wöchentliche Lauftraining beibehalten.» Ob bereits im nächsten Jahr oder in fernerer Zukunft, ob London, Berlin oder aber wieder Luzern, das nächste Marathon-Rennen von Anita Born wird bestimmt kommen. Und wer weiss, vielleicht gibt auch sie – wie ihre Kollegin ihr – jemandem den nötigen Anstoss, zur Marathonläuferin oder zum Marathonläufer zu werden?

(eig, Swiss Athletics Magazin)