Swiss Masters Running (smrun) entstand aus der 1973 gegründeten Laufvereinigung Schweizer Veteranen. Nach mehreren Namensänderungen, um dem Wandel der Altersdefinitionen gerecht zu werden, ist smrun heute der größte Laufverein der Schweiz mit über 1’200 Mitgliedern. Der Verein setzt sich für altersgerechte Laufkategorien ein und fördert den Laufsport für Personen ab 35 Jahren. Von der Jahresmeisterschaft bis hin zu internationalen Wettkämpfen bietet smrun zahlreiche Aktivitäten und Veranstaltungen, um die Laufgemeinschaft zu stärken und das Interesse am Laufsport bis ins hohe Alter zu erhalten.
René Fürst, du bist Präsident von Swiss Master Running. Wie ist der Start in diesen Sommer geglückt?
Ich bin wahnsinnig stolz: Wir eroberten an der Berglauf-/Trail-EM in Machigo auf Madeira 13 Medaillen und an der Strassenlauf-EM auf der portugiesischen Insel Porto Santo gar 30. Hinzu kommt: Cédric Mariéthoz erhielt den Award als bester Master-Läufer. Aber…
Bitte schön.
Mir ist nicht nur diese Erfolgsausbeute wichtig. Noch stärker zählen die Emotionen, zu welchen die Sportlerinnen und Sportler gelangen. Und für Emotionen spielt es kaum eine Rolle, ob Spitzenrangierungen herausschauen oder eher durchschnittliche.
Kannst du genauer beschreiben?
Es summieren sich unzählige wunderbare Geschichten. Ich will betonen: Wir sind eine Breitensport-Organisation, die sich vor allem für die Breitensportlerinnen und Breitensportler engagiert. Wir pflegen den Teamspirit, die Swissness. Unsere Kurzvideos zeigen immer wieder Energie, Freude, Engagement auf breiter Ebene. Mit dieser Message wollen wir weitere Läuferinnen und Läufer begeistern.
Wie profitieren Mitglieder von Swiss Master Running?
Als Dachorganisation für die Interessen der Master-Läufer/innen ab 35 Jahren setzen wir auf verschiedene Standbeine. Zum Beispiel auf einen in der Schweiz einzigartigen Master-Laufcup. Dieser ermöglicht bis ins hohe Alter in altersgerechten Kategorien starten zu können. Auch Nordisch Walking gehört dazu. Oder die Teilnahme an Europa- und Weltmeisterschaften der Masters im Schweizer Masters Nationalteam. Und natürlich gibt es noch viele andere Ebenen wie: Regio-Höcks, Wanderungen und, und, und.
Welche Rolle übernimmst du an internationalen Meisterschaften?
Die zentrale Aufgabe an solchen Meisterschaften sehe ich darin, als Delegationsleiter für ideale Rahmenbedingungen zu sorgen, damit sich die Läuferinnen und Läufer auf den Wettkampf konzentrieren können. Platz soll aber auch das Reiseerlebnis, die Kultur und die Kameradschaft haben.
Die Masters Berglauf-WM vom vergangenen Sommer löste in der Schweizer Laufszene etwas aus. Wäre das Organisieren weiterer ähnlicher Grossanlässe nicht reizvoll?
Reizvoll schon, aber man muss auch sehen: Dahinter steckt viel Arbeit, und viele Leute leisteten einen enormen Einsatz. Ich erlebte das 1:1 in Adelboden. Aber die Lust, auf der aktuellen Dynamik aufzubauen, ist sicher da. Wir fragten an der letzten GV, wie verbreitetet das Interesse ist. Das Resultat liess keine Zweifel offen. Wir werden eine nächste Kandidatur etwa für 2026 evaluieren und dann schauen, was dabei herauskommt.
Ganz so einfach ist das aber nicht.
Nein. Die Schweiz hat einen Standortvorteil. Aber die Schweiz ist auch enorm teuer. Da überlegen sich etwa Portugiesen, Letten, Esten oder andere Vertreterinnen und Vertreter aus Ost- oder Südeuropa schnell, ob sie sich das leisten können. Ich denke da vor allem an Hotelübernachtungen, Zugreisen vom Flughafen zum Veranstaltungsort, Verpflegung und vieles mehr.
Und aus organisatorischer Sicht?
Da braucht es mindestens 50 Helferinnen und Helfer, um einen solchen Anlass zu stemmen. Und Sponsoren, welche beträchtliche Summen investieren, müssen dahinterstehen. Diese zu finden, ist sehr anspruchsvoll.
Schloss Adelboden mit einem Defizit ab?
Nein, aber auch nicht mit mehr als einer glatten Null. Unabhängig vom finanziellen Aspekt: Wir müssen aktiv bleiben. Es geht nicht, dass die Schweiz in der Master-Leichtathletik erneut 40 Jahre abseitssteht. Das wäre nicht fair. Gleichzeitig darf ein solches Projekt kein Riesenhandstand sein.
Swiss Masters Running ist der grösste Schweizer Laufverein. Sorgt das nicht mit Neid bei herkömmlichen Vereinen?
Da muss ich klar sagen: Wir sind keine Konkurrenz zu «normalen» Laufvereinen und bieten keine Trainings an. Wir haben eine andere Aufgabe. Diese habe ich vorher skizziert.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Wie präsentiert sich Swiss Master Running in zehn Jahren?
(Lacht) Wenn ich das wüsste… Klar ist aber eines: Uns muss es gelingen, die Jungen zu gewinnen. Wenn wir die 35 bis 50-Jährigen stärker motivieren können, würde das für einen nachhaltigen Beitrag in Richtung Zukunft sorgen. Unsere Absicht ist es, weiterhin mit starken und grossen Teams erfolgreich aufzutreten.
Das Gespräch mit René Fürst führte Jörg Greb.
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