An den Europameisterschaften in Berlin hat Tadesse Abraham (LC Uster) den Schweizer Medaillensatz komplett gemacht. Im Marathon gewinnt er Silber und lässt damit die in Massen an der Strecke stehenden Schweizer Fans jubeln. Martina Strähl (LV Langenthal) glänzte bei den Frauen mit Rang sieben.
„Niemand hat einen schöneren Geburtstagstag als ich“, frohlockte Tadesse Abraham im Ziel beim Berliner Breitscheidplatz. Tatsächlich machte sich der seit heute 36-Jährige das schönste Geburtstagsgeschenk gleich selbst. Als einer der Mitfavoriten angetreten, machte er im EM-Marathon die Silbermedaille klar. Dem erlösenden Moment war ein Ausscheidungsrennen voran gegangen, bei dem die Wärme eine entscheidende Rolle spielte. Konkurrent um Konkurrent fiel ab – bis auf den Belgier Koen Naert, der in 2:09:51 Stunden gewann. Abraham kam nach 2:11:24 im Ziel an. „Ich bin absolut zufrieden. Besser kann ich es nicht machen“, freute sich Abraham. Er hätte sich zwar ein etwas schnelleres Rennen gewünscht, doch die Konkurrenten hätten ihn als Favoriten nicht unterstützt.
Nach 1:40 Rennstunden schien noch alles für Abraham zu sprechen. Der norwegische Europa-Rekordhalter Sondre Moen war zurückgefallen, der 2014 eingebürgerte Schweizer hielt sich wie schon während des ganzen Rennens an der Spitze auf. Doch den resoluten Angriff des Belgiers Naert konterte der gebürtige Eritreer nicht.
Nach Gold von Lea Sprunger und Bronze von Alex Wilson komplettierte Abraham in Berlin den Schweizer Medaillensatz.
Im Team knapp an einer Medaille vorbei
Die weiteren Zählresultate für das Team lieferten Christian Kreienbühl (TV Oerlikon) und Andreas Kempf (TSV Düdingen). Gewohnt defensiv gestartet, drehte Kreienbühl auf der zweiten Hälfte auf und lief diese schneller als die ersten 21,1 km. Mit 2:19:00 Stunden schaffte er es unter die besten 30 (27.). Kempf lief es bis 30 km rund, ehe die Kräfte nachliessen und er ein hartes letztes Rennviertel durchmachte. Auf den letzten zwei Kilometer konnte er dennoch nochmals aufdrehen und wurde 42. (2:21:35). Patrik Wägeli (LC Frauenfeld/2:21:59), Geronimo von Wartburg (LV Winterthur/2:23:46) und Marcel Berni (LV Langenthal/2:25:53) komplettierten das Schweizer Ergebnis.
Nicht viel fehlte und es hätte neben dem Einzel-Silber Abrahams auch aufgrund des Teams im Medaillenspiegel geklingelt. Noch 2016 war man im Halbmarathon sensationell zum Titel gelaufen. Diesmal hat es nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Adrian Lehmann (LV Langenthal) nicht sein sollen. Hinter Italien, Spanien und Österreich wurden die Schweizer mit zweieinhalb Minuten Rückstand auf eine Medaille Vierte.
Martina Strähl tolle Siebte
Die 31-Jährige Martina Strähl lag zur Halbzeit des Frauenrennens noch in der achtköpfigen Spitzengruppe. Auf die Angriffe der Konkurrentinnen reagierte die Solothurnerin clever, machte die Spielchen nicht mit. Durch den konstanten Lauf wurde sie mit einer Top-Zeit belohnt. Die nationale Bestmarke von Maja Neuenschwander (STB) – 2:26:49, gelaufen im Herbst 2015 in Berlin – lag auch wegen der Hitze ausser Reichweite, mit 2:28:07 stiess sie aber in eine neue Dimension vor. Neuenschwander musste wegen steten Schmerzen im Rücken- und Beckenbereich genauso wie Susanne Rüegger (LK Zug) kurzfristig auf die EM verzichten.
Strähl war im Ziel ob ihrer starken Zeit überrascht. Sie war ohne Uhr gelaufen. Schmerzen an der Plantarsehne, welche sich auch schon im Vorfeld der EM bemerkbar machten, äusserten sich auch während dem Lauf, verschwanden aber in der entscheidenden Phase wieder.
Neben Strähl trotzte auch Laura Hrebec (CS 13 Etoiles) der Hitze und stellte eine persönliche Bestleistung auf. Sie teilte sich das Rennen clever ein und schaffte es dank den 2:39:03 als 28. ins Ziel. Karoline Moen Guidon (TG Hütten), die in Norwegen wohnhafte Tochter einer Norwegerin und eines Schweizers, lief als 39. ein (2:46:56). Als Fünfte gelang auch den Frauen ein tolles Teamresultat.
Swiss Athletics berichtet auf der Website von der EM und führt auch eine eigene EM-Subsite mit hilfreichen Zusatz-Informationen rund um die Schweizer Equipe. Ausserdem werden die Social-Media-Kanäle Facebook, Twitter und Instagram laufend mit Fotos und Videos bespielt.
Die Fernseh-Stationen SRF, RTS und RSI übertragen ab Montag live und umfassend aus Berlin. Zusätzliche Video-Beiträge aus dem Umfeld des EM-Teams finden sich auf ubs-athletics.fans und athle.ch. Vor Ort ist auch ein Team von athletix.ch, dass die Schweizer Leichtathletik-Community laufend mit Fotos aus dem Olympiastadion versorgt.
(cg/sda)