Die Schweizer Laufsportveranstaltungen stellen zwar erfreut fest, dass per 19. April Lockerungen beschlossen wurden. Erhofft hätten sie sich aber auch grösseren Freiraum für die Durchführung von Laufwettkämpfen. Studien und Erfahrungen von grossen Versammlungen und Veranstaltungen in der Schweiz und im Ausland haben gezeigt, dass die Gefahr einer Virusübertragung im Freien sehr gering zu sein scheint. Neue Ansätze im Ablauf der Veranstaltungen und moderne Technologien ermöglichen, dass auch in der heutigen Lage Laufveranstaltungen im Freien relativ sicher durchgeführt werden könnten.
Für die körperliche und seelische Gesundheit ist Sport äusserst wichtig. Mit unseren Veranstaltungen bieten wir über 300’000 Schweizerinnen und Schweizern an über 500 Laufveranstaltungen im Land Gelegenheit, ihre sportliche Fitness zu testen. Seit Ausbruch der Pandemie fanden nur einige wenige davon statt. Fast alle Veranstalter mussten ihre Anlässe 2020 streichen und konnten nur dank der Unterstützung aus dem Stabilisierungspaket des Sports ihr Überleben sichern. Auch im Jahr 2021 wurden bislang alle Veranstaltungen abgesagt, beziehungsweise in den Herbst verlegt. So möchten in diesem Jahr im September und Oktober doppelt so viele Veranstaltungen stattfinden wie in früheren Jahren.
Worst und Best Case Szenarien würden als Planungshilfe dienen
Die Laufsportbegeisterten trainieren auf solche Zielwettkämpfe hin. Ihnen fehlen aber im Moment verbindliche Angebote. Auch wir Veranstalter erwünschen uns eine Darlegung von Szenarien für den Fortgang von 2021. Der Bundesrat hat zu den gestrigen Entscheidungen keinen Ausblick in Szenarienform mitgegeben. Somit ist ungewiss, wie es mit Breitensport und Veranstaltungen in diesem Jahr weiter gehen soll. Für die Planung und Organisation einer Laufveranstaltung werden sechs bis neun Monate Vorbereitungszeit benötigt. «Auch in der Pandemie arbeiten die Veranstalter intensiv daran wieder selbsttragende Organisationen zu werden, die keine Hilfsgelder brauchen. Dazu entwickeln die Veranstalter Ideen für neue oder angepasste Formate. Eine national abgestimmte Darlegung von Szenarien vom schlimmsten bis zum bestmöglichen Szenario würde aber helfen, nicht auf „falsche Pferde“ zu setzen und damit Kosten und auch Hilfsgelder sparen», so Andreas Csonka Präsident der Swiss Runners.
Eine gewisse Hilfestellung für die Szenarienentwicklung bieten verschiedene Erfahrungsstudien aus dem In- und Ausland. Die Gesellschaft für Aerosolforschung (https://www.info.gaef.de/positionspapier) stellt in einem Positionspapier fest: «Die Übertragung der SARS-CoV-2 Viren findet fast ausnahmslos in Innenräumen statt. Übertragungen im Freien sind äußerst selten und führen nie zu ‚Clusterinfektionen‘, wie das in Innenräumen zu beobachten ist.» Unter diesen Vorzeichen ist es schwer verständlich, dass Trainings in Innenräumen von Fitnesscentern grundsätzlich wieder erlaubt sind, aber sogar Kleinstveranstaltungen im Running-Bereich bis auf weiteres verboten bleiben.
In den Niederlanden und in England führen Behörden und Wissenschaftler Versuche durch, wie Veranstaltungen verschiedenster Ausprägung wieder sicher stattfinden und den Menschen einen Weg aus dem Lockdown bereiten können.
Neue „sichere“ Formate sind bereit für die Pilotphase
Die Schweizer Laufsportveranstalter gehen aktiv voraus und möchten auch in der Schweiz solche Versuche unterstützen und dazu Pilotveranstaltungen organisieren. Swiss Runners hat neue Veranstaltungskonzepte entwickelt, welche unter garantierter Einhaltung von vorgegebenen Mindestabständen auch mehreren tausend Läuferinnen und Läufern die Teilnahme an Laufsportevents ermöglichen können. Dabei ist es mit Hilfe von Crowd Management Ansätzen und modernster Zeitmesstechnologie möglich, Personenströme so zu regeln, dass Starts über mehrere Stunden verteilt werden können. Damit kann auch das An- und Abreiseverhalten der Teilnehmenden gesteuert werden, ohne dass es zu grossen Personenansammlungen kommt. Entsprechende Konzepte durfte Swiss Runners vor Monatsfrist einer interdisziplinären Expertenrunde des BAGs vorstellen. Swiss Runners sucht nun Lösungen mit Bund, Kantonen und Gemeinden, dass obige Pilotversuche in Form von «echten» Laufveranstaltungen mit mindestens 1000 Teilnehmern zeitnah durchgeführt werden können. «Laufsportveranstaltungen sind Teilnehmer-Veranstaltungen und müssen unterschiedlich zu Zuschauer-Sport betrachtet werden. Es wird Zeit, dass wir einen Schritt vorwärts wagen, um Erfahrungen sammeln zu können und den Menschen auch eine sportliche Perspektive zu geben. Was im Wintersport funktionierte, wird auch im Sommersport möglich sein.», lässt sich Reto Schorno, Geschäftsführer der Swiss Runners und Veranstalter des SwissCityMarathon – Lucerne zitieren.
Luzern, 15.4.2021 (pd)