Der Walliser Ed Simonetta (56) hat sich zum Ziel gesetzt, die Schweizer Laufszene auf besondere Art und Weise kennenzulernen. Was sich genau hinter seinem Projekt verbirgt und wo ihn demnächst das Wettkampffieber packt, findest du hier in unserer neuen Rubrik „Running Story“.
Ed Simonetta, Du hast als erfahrener und begeisterter Volksläufer ein spannendes Projekt in Angriff genommen. Erzähle uns:
Beim Diskutieren nach einem Training entwickelte ich zusammen mit meiner Frau die Idee: In jedem Kanton ein Rennen bestreiten. Schnell wir haben das Projekt in Angriff genommen.
Was hat das ausgelöst?
Wunderbares. Es hat uns nicht mehr losgelassen. So reisen wir – oft auch begleitet von unserer Tochter – durch die Schweiz und laufen nicht nur im Wallis. Wir entdecken Neues und lernen viele schöne Läufe und Gegenden kennen – übers ganze Jahr, von Januar bis Dezember.
In wie vielen Kantonen seid ihr schon gelaufen?
In 17. Ohne die Pandemie hätten wir die Serie in diesem Jahr abgeschlossen. Jetzt aber wird dies erst 2022 der Fall sein, hoffentlich.
Welche Kantone fehlen noch?
Einige, vor allem in der Deutschschweiz. Solothurn, Baselland, Thurgau, Appenzell Ausserrhoden, Jura. Und im Kanton Uri und in Zug sind wir 2020 zwar gelaufen, aber Corona bedingt nicht im Wettkampf, sondern mit den Organisatoren.
Wie plant ihr aktuell?
Wir gingen den Laufkalender durch und sind auf attraktive Läufe gestossen. Ein provisorischer Plan ist erstellt. Für diesen Herbst haben wir fünf Läufe auf dem Programm. Ein Problem müssen wir aber noch zu lösen…
Welches Problem?
In Appenzell Innerrhoden sind wir noch nicht fündig geworden. Hoffentlich gibt es dort auch einen Lauf.
Wie wählt Ihr die Läufe aus?
Ganz unterschiedlich: grosse, kleine, familiäre, Grossevents; Strassen-, Gelände- und zum Teil auch Bergläufe. Und wir sind auch schon auf Schnee gelaufen.
Welche Rennen sind deine persönlichen Favoriten?
Der Gersauer Silvesterlauf im Kanton Schwyz, der Blüemlisalplauf oder der Lenzburger Lauf – sie sind wunderbar, von der Stimmung, der Organisation und der Strecke her. Da passte alles. Aber auch den SwissCityMarathon in Luzern und der StraLugano will ich hervorheben.
Und deine Entdeckung in der Romandie?
La Trotteuse-Tissot in La Chaux-de-Fonds. Ein Vorweihnachts-Spektakel inklusive Fondue, wunderbar.
Gibt es schlechte Erinnerungen?
Natürlich, das gehört dazu, und die haben grundsätzlich nicht mit dem Lauf zu tun. Den Rheinfalllauf in Schaffhausen erlebte ich als sehr schwierig – aufgrund der Hitze. Nach 5 der 20 Kilometer war ich am Ende, platt. Ich musste mir eingestehen: «Rien ne va plus». Oder der Kerzerslauf 2019: Dort wurde mir das Stirnband vom MidnightSun Marathon in Norwegen gestohlen.
Mit welchen Ambitionen bist du jeweils unterwegs?
Primär orientiere und messe ich mich an mir. Aber an der Startlinie packt mich das Wettkampffieber. Dieses Gefühl: Ich liebe es. Es zeigt sich über kurze Strecken bis zum Marathon. Das Laufen an Wettkämpfen erfüllt mich.
Wie hast du es mit Läufen im Ausland?
Auch wenn die Schweiz vieles bietet, meine Wettkämpfe im Ausland möchte ich nicht missen. Ich hoffe natürlich, dass sie bald wieder möglich werden. Im Ausland kam ich auch zu meinem absoluten Lauf-Highlight: den bereits erwähnten Mitternachts-Marathon in Tromsö, Norwegen, oberhalb des Polarkreises.
Gibt es eine Traumdestination für dich als Läufer?
Ich bin schon drei Marathons in Europa gelaufen. Eine Vision ist der Reykjavik Marathon auf Island und der Wachau Marathon in Österreich. Aber für solche Gedankenspiele ist jetzt nicht die Zeit.
Das Gespräch mit Ed Simonetta führte Jörg Greb.
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