Christelle Maillard
Christelle Maillard (Photo: zvg)

„Mit der Unbekümmertheit von heute laufe ich befreiter, gelöster und schneller“

Christelle Maillard ist leidenschaftliche Läuferin aus der Romandie. Obwohl der Genuss im Vordergrund steht, stellt sie an Veranstaltungen neue persönliche Bestzeiten auf. In ihrer Running-Story erzählt Christelle Maillard von ihrer Lauf-Begeisterung und von ihrer Vorfreude auf die anstehende Saison.

Christelle Maillard, du bist Kommunikationsverantwortliche der Schifffahrtsgesellschaft Lac Leman (CGN), Familienfrau und begeisterte Läuferin. Wie bringst du das zusammen?
Ich bin ein strukturierter Mensch. Das Laufen gehört einfach dazu. Ohne regelmässiges Laufen funktioniere ich schlecht. Voilà.

Wie kann ich mir deinen Lauf-Enthusiasmus vorstellen? 
Ich laufe nach einem Plan – meinem Plan. An diesem orientiere ich mich konsequent. Es ist ein Plan, den ich mir selbst zusammenstelle. So habe ich auch die nötige Flexibilität.

Wie zeigt sich das?
Peile ich einen Wettkampf an, laufe ich viel zielgerichteter. Steht kein Ernstkampf an, laufe ich aus reinem Vergnügen. In den letzten Jahren peilte ich jedes Jahr ein grosses Ziel an: etwa einen Marathon. Letztes Jahr war’s der Berglaufklassiker Sierre – Zinal. Es lohnte sich: mein bisher schönstes Lauferlebnis, schlicht grandios.

Und in diesem Jahr?
Ende August bestreite ich den Ultraks Zermatt, das 32-km-Rennen. Die Vorfreude zeigt sich bereits. Wenn ich daran denke, beginnt es schnell zu kribbeln. Die Motivation fürs Laufen steigt.

Wie hat sich diese Begeisterung entwickelt?
Schritt um Schritt. Den Zugang zum Laufen fand ich erst mit 30. In meiner Jugend war ich zwar sportlich, aber die Präferenzen waren ganz woanders: Volleyball, Schwimmen, Tanzen. Und keine Wettkämpfe.

Was gab den Input, mit dem Laufen zu beginnen?
Mein ältester Sohn war sieben und bereits grösser. Ich suchte etwas, um wieder fit zu werden – und den Kopf freizukriegen. Ich hielt Ausschau nach einem Ausgleich zu meiner Rolle als Mutter. Rasch spürte ich einen wohltuenden Effekt. Das Laufen tat mir physisch und psychisch gut. Ein Beispiel: Ich bin nie mehr krank geworden.

Wie hat sich dein Laufen verändert?
Früher lief ich viel auf der Strasse. Vor drei Jahren entdeckte ich das Trail Running. Dabei kann ich die Begeisterung für die Natur und die Landschaft ausleben. Im Training bin ich meist von unserem Wohnort Echallens (VD) unterwegs: im Wald, durch die Wiesen, Jura-Hügel hoch und hinunter – und als Abwechslung oder für die langen Dauerläufe: flach dem Seeufer entlang. Ich bin dankbar über die verschiedenen Möglichkeiten und die Abwechslung, die sich mir bietet.

Und wann entdecktest du den Reiz der Wettkämpfe?
Zuerst bestritt ich nur vereinzelte Rennen. Das änderte sich nach der Geburt unserer Zwillinge vor neun Jahren. Da entdeckte ich den Reiz der verschiedenen Volksläufe: die 10 km de Lausanne, die Escalade. Der Charme der unterschiedlichen Rennen begann mich zu faszinieren, die Ambiance, das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den vielen Gleichgesinnten, die neuen Bekanntschaften. Die Folge ist naheliegend: Ich lief immer öfter. Letztes Jahr bestritt ich rund zehn Rennen.

Wie sieht deine Laufwoche aus?
Ich habe drei fixe Lauftage: der Mittwoch-Nachmittag, Samstag und Sonntag. Am Sonntag laufe ich mit meiner besten Freundin, die über ein identisches Niveau verfügt. An den beiden anderen Tagen bin ich allein unterwegs. Mein Mann kann wegen der Knie nicht Laufen. Die Söhne spielen lieber Fussball.

Was bedeutet dir die aktuelle Jahreszeit: der beginnende Frühling?
Das Wetter oder die Jahreszeit sind für mich nie Grund auszusetzen. Ich laufe also auch im Winter, laufe bei unwirtlichem Wetter. Aber jetzt steigt die Motivation fast von allein: mit den längeren Tagen, dem Licht, der wärmeren Sonne. Ich finde den Frühling wunderbar. Da kann ich auch das Erwachen der Natur miterleben. Grossartig. Der Frühling ist meine bevorzugte Jahreszeit, auch als Läuferin.

Du bezeichnest dich als Genussläuferin – trotzdem: Wie entwickelt sich deine Leistungskurve?
Das ist lustig. Obwohl für mich die Freude und das Geniessen im Zentrum stehen und ich im Vergleich zu früher viel lockerer an die Rennen gehe, werde ich immer schneller. Letztes Jahr stellte ich mit 51 Minuten eine 10 km Bestzeit auf und mit 1:54 Stunden eine Bestmarke im Halbmarathon – und das mit 45.

Hast du eine Erklärung dafür?
Früher wollte ich immer schneller werden. Das blockierte mich. Reüssierte ich damals nicht, war ich nachher missgestimmt und unzufrieden. Mit meiner Unbekümmertheit von heute laufe ich befreiter, gelöster und schneller.

Du hast den Druck von dir genommen?
Genau, das ist wohl die Schlüsselerklärung. Ich fühle mich viel besser, wenn ich mir keinen Druck auferlege. Ich laufe für mich, um mich zu spüren und zu fordern. Was dann herausschaut, steht nicht im Zentrum. Es ist egal. Eine Superzeit weiss ich aber umso mehr zu schätzen.

Stichwort Verletzungen?
Holz anfassen, aber ich war noch nie ernsthaft verletzt. Meine Erklärung: ich überfordere mich nicht und ich höre auf meinen Körper.

 

Das Gespräch mit Christelle Maillard führte Jörg Greb.

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