Einst als reiner Walking-Anlass unter der Bezeichnung Swiss Snow Walking Event gegründet, etablierte sich der Swiss Snow Walk & Run in Arosa inzwischen auch in der Laufszene. Am 20. Januar feiert er das 20-Jahre-Jubiläum – und steht nach wie vor unter der Leitung seines Gründers.
Daniel Durrer wohnt und arbeitet zwar seit einiger Zeit nicht mehr in Arosa. Dennoch steht er unvermindert an der Spitze des von ihm vor zwei Jahrzehnten gegründeten Swiss Snow Walk & Run. Sein «Kind» liege ihm nach wie vor am Herzen, betont er. Dies trotz zwischendurch turbulenten Jahren. Nach einem anfänglich kometenhaften Anstieg bewegt sich die Teilnehmerzahl auf einem stabilen Niveau.
Daniel Durrer, der Swiss Snow Walk & Run gilt als einzigartig. Nirgends sonst, zumindest in Europa, gibt es einen gleichen oder ähnlich gelagerten Anlass. Macht Sie dies stolz?
Sehr sogar. Irgendwie erstaunt mich, dass ich noch keine Nachahmer fand. Das Konzept erachte ich nämlich als genial. Doch der Aufwand für einen solchen Anlass ist gewaltig, und man sieht sich Wetterkapriolen ausgesetzt. Und diese können eine Durchführung erschweren.
Den Anlass, damals noch unter der Bezeichnung Swiss Snow Walking Event, gründeten Sie zu einer Zeit, als Sie Hotelier in Arosa waren.
Während des bekannten Januar-Loches sprach mich Arno Jäckli – ein Stammgast von uns und gleichzeitig ein (Nordic-)Walking-Pionier in der Schweiz – vor 21 Jahren darauf an, ich solle doch einen neuartigen Winter-(Nordic )Walking-Event auf die Beine stellen. Diese Idee begeisterte mich sofort, und ich begab mich umgehend auf die Suche nach Mitgliedern fürs Organisationsteam. Zwölf Monate später fand die Premiere statt.
Notabene mit beachtlichen rund 1200 Teilnehmenden. In etwa gleich hoch dürfte die Beteiligung bei der bevorstehenden Jubiläumsaustragung sein. Sind Sie damit zufrieden oder enttäuscht?
Anfänglich war es ein reiner (Nordic-)Walking-Anlass, wobei wir mit dem damaligen Trend voll mitgingen. Die 2100 Teilnehmenden bei der dritten Austragung erwiesen sich als etwas zu viel für unsere Strecken. In den Jahren vor Corona walkten und rannten zwischen 1400 und 1500 Personen mit – was optimal für unseren Event ist. Erfreulich stimmt mich, dass der Trend nun wieder klar nach oben zeigt – womit ich mit den ungefähr 1200 Teilnehmenden bei der bevorstehenden Austragung zufrieden sein darf.
Die Zusammensetzung des Startfeldes veränderte sich in all den Jahren stark. Anfänglich waren es ausschliesslich (Nordic-)Walkende und zu 85 Prozent Frauen, inzwischen sind weit mehr als vier Fünftel Laufbegeisterte, und die Geschlechter-Aufteilung ist ausgeglichen. Änderten sich auch die Ansprüche an die Organisation?
Bei den (Nordic-)Walkenden stand das Sportliche im Hintergrund. Zentral für sie war die After-Party; die Tennishalle des damals von mir geführten Hotels war stets proppenvoll. Das Rahmenprogramm präsentierte sich entsprechend attraktiv. Das Publikum unterhielten zum Beispiel der Mundartrock-Sänger Polo Hofer und das Komiker-Duo Oropax, zudem gab es Autogrammstunden mit international bekannten Sportlerinnen und Sportlern wie zum Beispiel der Triathlon-Olympiasiegerin Nicola Spirig oder dem Ex-Tennisprofi Marco Chiudinelli, ehemaligen Mister Schweiz sowie Bachelorinnen und Bachelorn. Die jetzigen Teilnehmenden sind vermehrt sportlich. Sie geniessen ihr Rennen und reisen unmittelbar danach entweder nach Hause oder halten sich mit einem Spaziergang weiterhin in der Natur auf. Ein Rahmenprogramm erachten sie als überflüssig.
Welche weiteren Auswirkungen hatte die Einführung der Running-Kategorien im Jahre 2009 und die einhergehende Namensänderung zu Swiss Snow Walk & Run?
Mit der Integration der Läuferinnen und Läufer bekundeten die (Nordic-)Walkerinnen und Walker Angst, dass diese ihnen in Bezug auf die Aufmerksamkeit den Platz streitig machen könnten. Vorbehalte hatten aber auch die Läuferinnen und Läufer: Sie glaubten, auf den Strecken über zu wenig Freiraum zu verfügen. Unsere Kommunikation und Massnahmen verhinderten beides, und beide Gruppierungen fanden ihren Platz. Weil wir fortan zweigleisig fuhren, erhöhte sich der Anspruch an die Organisation – speziell an die Streckenposten, die jetzt auf Walkende und Laufende achten müssen.
Mit der Integration der Running-Kategorien erhielt der Anlass eine noch grössere internationale Ausstrahlung. Die Teilnehmenden vertraten von einem Jahr aufs andere nicht mehr nur vier, sondern gleich acht Länder, jetzt sind es sogar zehn.
Womit der Anlass eine erfreuliche Wertschöpfung generiert. Die Teilnehmenden aus dem Ausland übernachten praktisch allesamt in Arosa. Nicht vergessen darf man, dass nach der Zulassung der Läuferinnen und Läufer der Bekanntheitsgrad auch in der Schweiz stieg. So wurde der Swiss Snow Walk & Run beispielsweise Mitglied von Swiss Runners, was uns dazu verhalf, von den Erfahrungen anderer Laufveranstalter zu profitieren – und umgekehrt. Ein bedeutender Vorteil dieser Mitgliedschaft für unsere Teilnehmenden ist, dass sie kostenfrei mit dem öffentlichen Verkehr von ihrem Wohnort nach Arosa und wieder nach Hause reisen können.
Was zeichnet den Swiss Snow Walk & Run primär aus?
Die Strecken auf bestens präparierten Winterwanderwegen sind äusserst attraktiv. Sie führen nicht nur durch die verschneite Berglandschaft, sondern beispielsweise auch über Skipisten und den bekannten Eichhörnchen-Weg. Wer aufs Weisshorn hochläuft, wird mit einer atemberaubenden Aussicht, unter anderem auf die Stadt Chur, belohnt. Eine Besonderheit des Swiss Snow Walk & Run ist zweifelsfrei das Fitness- und Gesundheitsforum mit je einem theoretischen und praxisorientierten Block am Vortag der Veranstaltung.
Sie sprachen das Weisshorn an. Mit dessen Einbezug bekam der Swiss Snow Walk & Run vor acht Jahren ein neues Herzstück. Verlieh der Weisshorn Snow Trail dem Anlass einen zusätzlichen Schub?
Dank des «10 Meilen»-Weisshorn Trail und des Weisshorn Speed, der heuer seine Premiere feiert, konnten wir einige Läuferinnen und Läufer gewinnen, die viele Höhenmeter und eine etwas verrückte Strecke mögen.
Auf Grund seiner Einzigartigkeit und weil er eine willkommene Abwechslung im Wintertraining bietet, lockt der Swiss Snow Walk & Run alljährlich Läuferinnen und Läufer mit internationalem Renommee an. Dies notabene, obwohl Sie keine Startgagen und Preisgelder bezahlen.
Die Absicht, wonach wir kein Geld ausschütten, verfolgen wir seit Beginn. Nicht zuletzt, weil wir den Leistungs- und Gewinndruck mindern möchten. Den Swiss Snow Walk & Run, der als Standortbestimmung nach den Festtagen und zu Beginn des Jahres gilt, betrachten wir als Erlebnislauf – und dies soll er auch bleiben.
Zwar bekommen dies die Teilnehmenden nicht zu spüren, doch Sie mussten den Gürtel enger schnallen. Statt wie zu Beginn vier haben sie nurmehr einen Hauptsponsor. Wie kommen Sie finanziell über die Runde?
Die Corona-Zeit kostete uns in kürzester Zeit drei Hauptsponsoren und auch mehrere kleinere Unterstützer. Glücklicherweise arbeiteten wir in der Vergangenheit immer gut und konnten Reserven zur Seite legen. Dennoch sahen wir uns auf Grund allseits gestiegener Preise gezwungen, die Startgelder zu erhöhen. Im Vergleich zu anderen Laufveranstaltungen bewegen wir uns diesbezüglich jedoch immer noch im Durchschnitt.
Sind Sie bereit, den Swiss Snow Walk & Run unter diesen Voraussetzungen weiterhin zu organisieren?
Mehr als 90 Prozent des ehrenamtlich arbeitenden Organisationsteams sind von Anfang an dabei. Das ganze Dorf Arosa, inklusive der namhaften Institutionen wie Arosa Tourismus, die Gemeinde Arosa und die Bergbahnen Arosa, unterstützen den Anlass aktiv – was mir grosse Freude bereitet. Natürlich achten wir stets auf die Finanzen, damit wir nach einer allfälligen erneuten Absage über genügend Mittel verfügen.
Apropos Absage: Schon zweimal mussten Sie auf eine Durchführung verzichten: 2012 aus Sicherheitsgründen und 2021 wegen Covid-19.
Diese zwei Jahre waren zweifelsfrei die schwierigsten in der Geschichte des Swiss Snow Walk & Run. Die Absage 2021 erfolgte auf behördliche Anordnung. 2012 gab es unmittelbar vor dem Anlass innerhalb von 24 Stunden über zwei Meter Neuschnee, und die Sicherheit der Teilnehmenden wäre auf Grund der erheblichen Lawinengefahr nicht gewährleistet gewesen. Aus diesem Grunde entschieden wir uns am Vortag der Veranstaltung für eine Absage. Zusätzlich bitter für mich war, dass sich das Wetter am Eventtag von der besten Seite präsentierte. Es war ein traumhafter Tag mit riesigen Schneebergen. Wie aus dem Bilderbuch.
Neben den zwei schwierigen Jahren gab es sicherlich mehrere eindrückliche Momente.
Dazu zähle ich insbesondere alljährlich die Zielankünfte. Die Teilnehmenden sind mehrheitlich zwar erschöpft, aber überglücklich. Ihre Reaktionen und positiven Rückmeldungen motivieren mich, den Swiss Snow Walk & Run immer wieder durchzuführen. Wenn es die äusseren Bedingungen erlauben, auch 2025 wieder.
Fünf Strecken – plus ein Nachwuchsrennen
Das Streckenangebot (6,1/11/12/16,8/21,1 Kilometer) des Swiss Snow Walk & Run in Arosa berücksichtigt sämtliche Leistungsvermögen. Wer sich kurzfristig für eine Teilnahme entscheidet, hat am 20. Januar vor Ort die Möglichkeit, sich nachzumelden. Die ersten Starts erfolgen um 10.35 Uhr, Zielschluss ist um 15.00 Uhr. Eine Teilnahmemöglichkeit am Swiss Snow Walk & Run besitzt auch der Nachwuchs. Er misst sich beim ungefähr ein Kilometer langen Kids Oberseelauf (Start um 13.30 Uhr). Dank Hauptsponsor Migros kommen die Mädchen und Knaben in den Genuss eines kostenfreien Starts.
Informationen und Anmeldung: www.snowwalkrun.ch
(pd, Das Interview führte Anita Fuchs)