Nadja Schafer (Photo: zvg)
Nadja Schafer (Photo: zvg)

„Entscheidend ist vor allem der Kopf“

Nadja Schafer, 36, aus Sins, hat nach Jahren mit wenig Sport mit dem Laufen begonnen – eine Herausforderung, verbunden mit viel Schönem und Überraschendem.

Nadja, du hast aufs 2024 einen Vorsatz umgesetzt und mit dem Laufen begonnen. Warum?
So würde ich das nicht formulieren. Es war mehr ein Versuch. Ich hatte mich an Weihnachten entschieden: Ab jetzt will ich zufriedener sein mit mir und meinem Körper. Eine Freundin schickte mit das Laufprogramm von Swiss Running und sagte: Ich versuche das, falls du Lust hast, komm doch mit.

Und du wagtest diesen Schritt.
Genau. Acht Jahre betreib ich zuvor keinen Sport. Null. Ich arbeite Teilzeit, bekam vor sechs Jahren unser erstes von zwei Kindern. Zeit für den Sport schenkte ich mir keine.

Wie ist er geglückt, dieser Einstieg?
Ich nahm’s locker. Das Programm tönte harmlos: Fünf Mal 2 Minuten laufen, dazwischen je 2 Minuten marschieren. Locker war’s aber nicht.

Deine Schlüsse?
Ich stellte rasch fest: Das Beginnen mit dem Laufen ist eine Überwindungssache. Entscheidend ist vor allem der Kopf.

Heisst?
Am Sonntagabend werfe ich jeweils einen Blick auf das Laufprogramm der kommenden Woche. Und immer kommt derselbe Gedanke: Das schaff ich nie, dieses Programm macht manchmal fast etwas Angst.

Immer noch?
Ich erwische mich immer wieder, wie ich zweifle. Aber die Skepsis hat abgenommen. Ich schaff jetzt bereits 25 Minuten am Stück. Das Intervallmässige am Dienstag kenne ich, ebenso die strengeren Einheiten am Donnerstag. Ich gehe das Ganze auch mit einer gewissen Lockerheit an. Am einfachsten geht es für mich, wenn ich einfach den Timer stelle und losjogge.

Hast du ein Geheimrezept?
Ich muss den Kopf übersteuern und wenn dieser zum Kapitulieren rät, laufe ich einfach weiter. Ich sehe das wie Dory vom Film «Findet Nemo». Schwimmen, einfach schwimmen. Bei mir heisst es: Laufen, einfach laufen. Im Kopf weiss ich: Die Vorgaben sind machbar. Und ich bin auch gnädig mit mir, falls es einmal nicht so läuft. Dann lege ich Gehpausen ein. Atme durch. Aber ich breche nicht ab.

Welche Erkenntnisse hast du gewonnen?
Wenn du acht Jahre keinen Sport betreibst, verlierst du das Gespür für deinen Körper. Ich musste ganz tief beginnen: an der Basis, ganz langsam, bewusst ohne Schrittzähler. Ich mache mir keinen Druck. Kilometerzahlen, Zeiten, alles egal.

Was empfindest du?
(lacht). Einen enormen Stolz. Es kommt immer wieder vor, dass ich nach Trainings mit Freudentränen dastehe oder auf einem Bänkli sitze.

Läufst du alleine oder in der Gruppe?
Tagsüber laufe ich oft alleine. Aber ich versuche, ein bis zwei Mal pro Woche mit einer Freundin zu gehen. Sie ist viel sportlicher. Sie kann schneller laufen. Aber das stresst nicht. Ich «tuggerle» hinterher. Sie gibt mir jeweils ein Zeichen, wenn die Intervallzeit vorüber ist. Ich sage mir: Du bist weniger sportlich, hast zwei Kinder, arbeitest Teilzeit. Schau auf dich.

Was bedeutet dir inzwischen das Laufen?
Das Wertvollste am Ganzen: Ich tu das für mich. Ich will zufrieden sein, so wie ich laufe. Und ich erinnere mich: Hätte mir vor drei Jahren jemand gesagt, dass ich Sonntag für Sonntag jogge, ich hätte geantwortet: Du spinnst. Aber jetzt freue ich mich aufs Laufen. Am Sonntag schaue ich in die Agenda und lege die Laufeinheiten fest. Da gibt es kein Pardon egal, was das Wetter macht. Und das funktioniert. Ich stellte mir das Ganze schwieriger vor.

Du denkst an die Anfänge zurück?
Ja. Ganz am Anfang begleitete mich ein Muskelkater vom Feinsten. Muskelkater an den Schienbeinen, das hätte ich mir nicht vorstellen können. Der zweite Tag nach dem Training war der Schlimmste. Da schlenderte ich sehr schlaksig durch die Gegend. Denke ich jetzt an jene Gefühle zurück, hat sich nun viel verändert. Ich schätze nun die Empfindungen, wenn ich meinen Körper brauche. Das fühlt sich toll an.

Was heisst das bezogen auf dein Training?
Jetzt beginne ich mit dem Tempo zu spielen. Jetzt sind es wie beim Start Intervalle, aber auf einer anderen Belastungsstufe. Dabei spüre ich wieder, wie die Muskeln schwerer werden.

Keine Angst vor Überlastungen? Verletzungen?
Nein, Ich schätze meinen Beruf als Pflegefachfrau. Da habe ich einiges über Körper gelernt. Ich kann meinen Körper einschätzen und «Zimperlein» verstehen.

Gibt es Pläne bezüglich Wettkämpfe?
Diese Frage lasse ich offen. Ich ziehe mein 10-Wochen-Programm durch, und ich hoffe, dass diese Laufbegeisterung anhält und ich dieses Hobby weiterziehen kann.

Das Gespräch mit Nadja Schafer führte Jörg Greb

Erzähl uns deine Running-Story
Möchtest du unserer Community etwas über deine favorisierten Trainingsstrecken oder Lieblingsläufe erzählen? Oder hast du ein emotionales Lauferlebnis, welches dich bis heute begleitet?
Wir freuen uns auf dein Feedback per Mail an info@swiss-running.ch!